"Das war doch grad' erst eben" von Stefan Gwildis
Soul-Sänger Stefan Gwildis feiert sein 50-jähriges Bühnenjubiläum mit dem Doppelalbum "Das war doch grad' erst eben" und einer entsprechenden Tour.
In den 50 Jahren ist so einiges passiert.
Das erste Mal auf der Bühne stand Gwildis bereits im Teenager-Alter, auch wenn es eigentlich gar keine richtige Bühne war.
„Meine erste Bühne, das war die Straße“, erzählt Stefan Gwildis. „Mein Kumpel Michi Reincke hatte gesagt: Stefan, wenn Du wissen willst, ob es irgendwen interessiert, was Du so machst, dann stell Dich auf die Straße und probier es aus! Also stand ich da, in der Fußgängerzone vor Karstadt-Wandsbek, mit zarten 15 Jahren und all den Songs meiner Helden, die ich mir draufgeschafft hatte. Das war die Stunde Null. Und: Es hat keine Sau interessiert! Niemand ist stehen geblieben - und ich glaube, genau das hat mich gereizt. Was, verdammt noch mal, muss man tun, dass die Menschen stehen bleiben?“
Es folgte Straßenmusik mit Weggefährten wie Christian von Richthofen und Joja Wendt und improvisiertes Blitz-Theater mit Kumpel Rolf Claussen.
Stefan Gwildis malte, studierte ein paar Semester Theologie, machte eine Fecht- und Stunt-Ausbildung im Thalia Theater, spielte Konzerte mit seiner Band den Strombolis und brachte die Rhythm'n'Crash-Show "Auto Auto!" auf die Bühne. Parallel dazu arbeitete er hier & da in zahlreichen Gelegenheitsjobs, wenn es notwendig war.
„Frei zu sein in den Dingen, die ich mache, das ist für mich wie die frische Luft zum Atmen. Nicht nur in der Musik oder Kunst, sondern auch in allem anderen.“
Zwischenzeitlich eröffnete er, wie einst sein Vater, den Reifendiscount Gwildis, wechselte gemeinsam mit seinem Bruder Reifen und importierte nebenbei alte Autos aus den USA.
Doch die Musik hatte ihn schnell wieder im Griff und als er den Bill Withers-Klassiker "Ain't No Sunshine" auf deutsch neu interpretierte ging es erst so richtig los.
„Die Hilde Knef-Platten meiner Mutter auf der einen Seite und die unzähligen Scheiben mit schwarzem Soul, die regelmäßig als Give-Aways amerikanischer Reifenhersteller ins Haus kamen, auf der anderen - das ist meine musikalische Sozialisation. Soul-Klassiker in deutscher Sprache - das fühlte sich für mich total logisch und organisch an.“
So wurden die Fans ganz von selbst immer mehr.
„Das war natürlich alles ein Riesen-Spaß“, sagt Stefan Gwildis. „Und irgendwie auch verrückt: Ich wollte ja nie Champions League spielen, sonst diktiert Dir der Betrieb ganz schnell, was Du zu tun und wer Du zu sein hast.“
Und so macht er weiterhin das, was ihm Spaß macht, wie zum Beispiel die alten Straßenmusik-Zeiten mit Joja Wendt und Rolf Claussen als Die Söhne Hamburgs auf eine richtige Bühnen zu bringen.
Die erste Platte "Meilenpuzzlesteine" seines nun erschienenen Doppelalbums ist eine Mischung aus neuen Werken und Raritäten, während die zweite ein Live-Album aus der Laeiszhalle Hamburg gemeinsam mit Tobias Neumann am Piano und dem Maurice Quartett mit weiteren Songs ist.
So singt er auf "Meilenpuzzlesteine" gemeinsam mit Caroline Beil über eine schöne Zukunft "Ohne Dich", wird von Jara Egen an der Harfe begleitet ("Wenn alles gesagt ist") und singt mit Annette Frier eine deutsche Version des Klassikers "Something stupid" ("Sowas blödes").
"... Dein süsser Duft steigt mir zu Kopf
Mein Herz, das pocht und klopft
Und rat’ mal was mach ich
ich Idiot vermassel das
Und sage sowas blödes wie
Ich liebe dich..."
Gwildis singt über echte Freundschaft ("So schön, dass du da bist"), die Schwierigkeiten glücklich zu sein ("Das mit dem Glücklichsein"), das Leben im Hier und Jetzt ganz ohne Tricks, denn "Da fehlt dir nix", sowie seine Lieblingsspeise "Bratbrot".
Der Titelsong des Doppelalbum "Das war doch grad' erst eben" ist ein Rückblick auf sein bisheriges Leben.
"... die erste selbst gekaufte Platte
'ne glatte 5 in Physik und Mathe
der erste Kuss beim Flaschendrehen
verliebt, verlobt, nie mehr gesehen
all das sind so kleine
Meilenpuzzlesteine
die ein ganzen Leben ergeben
das war doch grad' erst eben..."
In Zeiten, in denen die Kritik an Zoos immer größer wird, hat Stefan Gwildis das Gedicht "Der Panther" von Rainer Maria Rilke vertont, welches bereits zwischen 1902 und 1903 entstand und auch jetzt perfekt in die aktuelle Zeit passt.
in drei Strophen geht es um einen hinter Gitterstäben gefangenen Panther, der hoffnungslos seine stereotypen Kreise dreht.
"... der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte
in der betäubt ein großer Wille steht..."
Der Song "Fall nicht auf mich rein" erzählt vom Beginn einer Beziehung und den Spekulationen darüber, wie es weiter gehen könnte, denn "... für das, was wir eigentlich suchen, sind wir schwer vermittelbar...".
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Im Rahmen seiner "Das war doch grad erst eben - 50 Jahre Jahre auf der Bühne" - Tour spielt Stefan Gwildis am 10. Oktober in der ausverkauften Elbphilharmonie. Für alle, die keine Karten mehr bekommen habe, gibt es am 27. Januar 206 noch einen Zusatztermin.
Außerdem kann man Stefan Gwildis zwei Mal im St. Pauli Theater erleben, einmal mit einer Hommage an Siegfried Lenz und einmal singt und liest er den Schimmelreiter von Theodor Storm.
26.09.2025 | Stefan Gwildis “die große Siegfried-Lenz-Hommage” | St. Pauli Theater | Beginn: 19:30 Uhr
10.10.2025 | Stefan Gwildis “das war doch grad’ erst eben - 50 Jahre auf der Bühne” | Elbphilharmonie (Großer Saal) | 20 Uhr | ausverkauft
25.11.2025 | Stefan Gwildis “liest und singt. strom. der Schimmelreiter” | St. Pauli Theater | 19:30 Uhr
27.01.2026 | Stefan Gwildis “das war doch grad’ erst eben - 50 Jahre auf der Bühne” | Elbphilharmonie (Großer Saal) | 20 Uhr | VVK: ab 30 € zzgl. Geb.
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