Georg auf Lieder "8-Spur Lockdown Tape"

Der Musiker Georg auf Lieder hat sein 4. Album "8-Spur Lockdown Tape" veröffentlicht.

Direkt die ersten Zeilen verraten, unter welchen Umständen das Album entstanden ist:

„Zurück in meinem kuscheligen Gefängnis
Draußen minus 2 Grad - endlich Schnee
Inzidenz 500 - Du kommst morgen doch nicht
Man kann jetzt nicht in ‘nen vollen ICE...“
("2021")

Im zweiten Corona-Jahr ohne Konzerte und Festivals, war nicht mehr viel Geld übrig. So kaufte sich Georg auf Lieder einen 16-Spur Recorder für 50 €. Doch wie der Titel des Albums erahnen lässt, merkte Georg auf Lieder schnell, warum der Recorder so günstig war, es funktionierten nur noch 8 der 16 Spuren.

Trotzdem schließ sich Georg auf Lieder mit dem Recorder in seinem Proberaum ein. Der hatte weder Fenster noch eine Belüftung und wurde deshalb Verließ genannt.
Zum ersten Mal schrieb Georg auf Lieder seine Lieder ganz allein und nahm sie auch selbst auf.
So musste er ganz anders an die Sache rangehen, seine Stimme und die Art zu texten ganz neu entdecken & alles auf analogem Wege mit einigen Hindernissen aufnehmen. Neben dem kaputten Recorder hatte er alte Keyboards, günstige Gitarrenpedale, rauschende Verstärker und nur ein einziges Mikro. 

„Das ständige Runtermischen auf ein oder zwei Spuren, um wieder mehr neue Spuren zur Verfügung zu haben, zwang mich stets zu Entscheidungen, die ich in dieser Radikalität sonst nie getroffen hätte“, meint Georg. „Ich glaube, das Verlies hat mich auch klarer und direkter werden lassen.“

Herausgekommen ist kein ausproduzierter Wohlfühl-Pop, sondern ein Album mit 10 ehrliche Songs einer einsamen, isolierten Seele, die allein war mit ihren Dämonen, Hoffnungen und Erinnerungen. 

Nur wenige Wochen nach der letzten Aufnahme ging der Recorder komplett kaputt, doch Georg auf Lieder hatte nicht nur gelernt, mit minimalsten Mitteln auszukommen.

„Ich glaube ich weiß jetzt tatsächlich ein bisschen mehr, wer ich bin“, resultiert er.

Der gebürtige Hamburger Musiker macht zeitlose Musik, die für ihn trotzdem jeweils an eine bestimmte Zeit gebunden ist.

„Da ich mit meiner Musik immer versuche den JETZTIGEN Spiegel meiner Zeit zu treffen, ist es schwierig meine Musik in ein Genre zu packen oder zu sagen wofür ich, also Georg Auf Lieder, stehe. Das erste Album hört sich ganz anders an, als die darauffolgenden oder das was kommen wird. Manchmal werde ich mit Philipp Poisel verglichen, manchmal mit Kettcar oder sogar Tocotronic...Was ich sagen kann: Jede einzelne Zeile, jede einzelne Spur, jede Melodie soll ein Gefühl vermitteln. Dafür steht für mich Musik: Für das Vermitteln von Gefühlen.“

So erzählt Georg auf Lieder mit Sprechgesang davon, wie ein Gefängnisaufenthalt einer Person, die komplette Familie beeinflusst ("Santa Fu").

"... bewaffneter Raubüberfall mit Todesfolge.
Dieses Urteil haftet an eurer Familie.
Es fühlt sich für dich an, als wenn man euch drei
weggesperrt hätte und nicht nur ihn..."

 

Georg auf Lieder singt über den Lockdown ("Stranger Things"), Erinnerungen ("2011"), den ungewollten Herbstbeginn ("Bye Bye Sommer") oder eine toxische Beziehung ("Wir lieben uns").

Auf die Frage, wie es einem geht, antwortet man oft mit "(Alles) gut" oder wie Georg auf Lieder singt "Alles cool", obwohl es einem eigentlich nicht gut geht.
Das macht man zum Beispiel, weil man keine Schwäche zeigen, nicht über seine Probleme reden oder kein Mitgefühl bekommen will.

"... hab heut morgen voll geheult
und Whitney Huston gehört
alles was an uns erinnert
entsorgt und zerstört
ein paar Minuten Später
hast du mir geschrieben
und auf die Frage wie es mir geht
bin ich nur bei zwei
Worten geblieben
alles cool..."

 

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